»UNSERE HEIMAT? WER MÖCHTE NICHT IM LEBEN BLEIBEN«


THOMAS BRATZKE
kuratiert von Melina Gerstemann

17.11.2007 - 07.01.2018
ERÖFFNUNG: 16.11., 19:00 Uhr

In der Ausstellung »UNSERE HEIMAT? WER MÖCHTE NICHT IM LEBEN BLEIBEN« zeigt der Berliner Künstler Thomas Bratzke eine Rauminstalltion mit Video, Ton und Objekten, in der er dazu einlädt, sich mit einem subjektiven Heimatverhältnis auseinanderzusetzen. Chorschüler*innen der 6. Klasse des Berliner Händel-Gymnasiums für Musik nähern sich in Chorproben und szenischem Spiel dem immateriellen Kulturgut einer deutsch-sozialistischen Vergangenheit an. Es ist jene Schule, an dem der DDR-Komponist Naumilkat 1951 das bekannte Lied »Unsre Heimat« mit dem Kinderrundfunkchor für das Volk vertonte.
Bratzke singt mit den Kindern die alten Lieder. In der Auseinandersetzung mit den Texten entstehen neue Verszeilen und viele Fragen, die den hoch aktuellen Begriffsjoker in seiner Aktualität zwischen politischem Kampfbegriff und Existenzerlebnis berühren. Es ist ein Begriff, der sich stets mit unterschiedlichen Substanzen füllen lässt.
»In ethologischer und anthropologischer Hinsicht reflektiert Heimat zunächst das Bedürfnis nach Raumorientierung, nach einem Territorium, das für die eigene Existenz Identität, Stimulierung und Sicherheit bieten kann.« (P. Leyhausen)

Wenn Heimat etwas mit Sicherheit zu tun hat, wie steht es dann um das Gefühl, mit fast 800 anderen Menschen anzustehen, um eine Mietwohnung zu besichtigen (Berlin Prenzlauer Berg 2017)? Was wäre die Aufgabe eines Heimatministeriums, wie es die CDU/CSU kürzlich dem Bund vorgeschlagen hat? Wie steht unsere nachfolgende Generation zu dem Begriff von Heimat?

»Frage: Was verstehst Du unter dem Begriff Heimat?
Wo man geboren wird, aufwächst und lebt; Wo man seine Bezugspersonen hat; Wenn man in ein anderes Land zieht, ist trotzdem das Land, wo man geboren ist, die Heimat. Wenn man lange dort wohnt, wird es vielleicht auch die Heimat...
Frage: Was glaubt ihr: Was gehört euch in unserem Land?
Unsere Wohnung, unser Zuhause; Gemietet, gebaut – es gehört zu mir; Ich bin umgezogen, fühle mich nicht zu Hause, fühle mich hingezogen zu meiner alten Wohnung, dort wurde ich geboren; Man wird größer, Menschen ziehen ein, Menschen ziehen aus...
Frage: Gibt es jemanden, der euch eure Heimat wegnehmen möchte?
Ich glaube niemand kann mir die Heimat wegnehmen – außer es gibt Krieg oder eine Katastrophe oder Geldmangel.«

CHORSCHÜLER*INNEN, 11-13 JAHRE ALT